Jenseits von Workshops: Die Vorteile von Interviews als Management-Tool

Personalstrategie, Positionierung, neue Geschäftschancen, akute Problemlösung – wann immer Managementrunden wichtige Themen besprechen müssen, greifen sie zu ihrem Lieblingsinstrument: Dem Workshop. Doch der hat entscheidende Nachteile: schnell hat sich die Runde verzettelt, verliert sich im Tagesgeschäft oder die Gruppendynamik erstickt Kreativität. Eine echte Alternative bieten Interviews oder qualitative Befragungen. Der folgende Beitrag stellt Business-Interviews als Management-Tool vor und geht besonders auf die Chancen, aber auch Grenzen der Anwendbarkeit ein.

Inhalt dieses Beitrags:


Was genau ist ein Interview?

Ein Interview ist eine (zumeist 1:1-)Gesprächsform, die eigentlich häufig im Journalismus verwendet wird, um persönliche Informationen, Sachverhalte oder Meinungen einer Person zu ermitteln. Es ist außerdem eine Methode, um Wissen und Erfahrungen, Wünsche, Einstellungen und Haltungen sowie Verhaltensweisen und Emotionen von einer Person zu erfassen. Dabei können verschiedene Arten von Interviews durchgeführt werden, wie beispielsweise ein strukturiertes Interview, ein halbstrukturiertes Interview oder ein unstrukturiertes Interview.

Was genau ist eine qualitative Befragung?

Eine qualitative Befragung wiederum ist ursprünglich eine Forschungsmethode, bei der die subjektive Perspektive und Meinung von Personen erfasst wird, um einen Einblick in ein unerforschtes Thema zu erlangen. Im Gegensatz zu quantitativen Befragungen, die auf statistischen Daten basieren, zielt die qualitative Befragung darauf ab, tiefgreifende Informationen zu einem Thema oder Problem zu sammeln. Qualitative Befragungen können in verschiedenen Formen durchgeführt werden, wie z.B. eben in Form von Interviews.

Wie kommen die Interviews nun vom Journalismus und der Forschung in die Management-Praxis?

Wenn sie gut vorbereitet und professionell durchgeführt werden, können Interviews und qualitative Befragungen in vielen Anwendungsbereichen tiefer gehen als Workshops und ein differenzierteres Verständnis der Erfahrungen und Perspektiven der Einzelnen erzielen. Im Fokus steht eben die Gefühls- oder Erfahrungswerte eines Individuums. So fügen Interviews in einem Beratungsprozess der Analyse Tiefe und Fundiertheit hinzu und helfen dem Management beispielsweise, sich ein genaueres Bild ihrer Arbeitsplatzkultur zu machen.

Was ist eine qualitative Inhaltsanalyse?

Die Qualitative Inhaltsanalyse ist ursprünglich eine Methode zur Auswertung von Daten im Bereich der empirischen Sozialforschung. Insbesondere wird sie oft genutzt, um qualitative Daten wie beispielsweise Interviews, Gruppendiskussionen oder auch Texte systematisch und strukturiert auszuwerten. Ein bekanntes Verfahren zur Durchführung der Qualitativen Inhaltsanalyse ist das Verfahren nach Mayring. Hierbei wird der Auswertungsprozess in mehrere Schritte unterteilt, die eine systematische und standardisierte Analyse von textbasierten Daten gewährleisten. Die Qualitative Inhaltsanalyse kann dabei sowohl induktiv als auch deduktiv vorgehen und erlaubt es, komplexe Zusammenhänge in den Daten zu erkennen und zu interpretieren

Alles graue Theorie oder kann die Forschungsmethode auch in der Praxis helfen?

Qualitative Daten können verwendet werden, um Muster und Themen zu identifizieren, die in quantitativen Daten allein möglicherweise nicht erkennbar sind. Dies kann besonders nützlich sein, um Informationen über Themen zu sammeln, die während der Workshops schwierig oder unangenehm zu diskutieren sind. Beispielsweise zögern einige Mitarbeitenden, während Gruppenworkshops kritische Themen zu besprechen. Sie sind jedoch möglicherweise eher bereit, Unzufriedenheiten oder Probleme in Einzelgesprächen zu besprechen und hier auch tiefer einzusteigen.
Werden also gezielt mehrere Interviews zu einem Themenbereich geführt, lassen sich die Antworten miteinander vergleichen und die abgeleiteten Erkenntnisse in Verbesserungsmaßnahmen umwandeln. Zusammengefasst macht es daher oftmals Sinn, mit allen, die gehört werden sollen, einzeln zu sprechen. Und dann die Ergebnisse sinnvoll zusammenzuführen und Vorschläge zu entwickeln, wie es weitergehen kann.

Was können Interviews, was Workshops nicht können?

Ein Vorteil von Interviews wurde schon angerissen. Immer dann, wenn es um kritische Situationen geht, in denen es Klarheit über positive und negative Gefühle oder über Wünsche braucht, bieten sich Workshops an. Denn eine 1:1-Befragung birgt dann auch viel weniger Zündstoff als ein Workshop, in dem die Gruppendynamik der konstruktiven Lösung sehr oft im Weg steht. Oder auch, wenn das Wissen von unterschiedlichen Hierarchien gebraucht wird – nicht jeder plaudert frei drauf los, wenn Chefin oder Chef im Raum sind.

Ein ganz pragmatischer Aspekt ist außerdem das Thema Zeit. Oftmals braucht man einige Tage oder sogar Wochen, um alle Personen, die Input für die Fragestellung liefern könnten, zur gleichen Zeit in einen gemeinsamen Workshop zu organisieren. Interviews lassen sich hingegen mit den jeweiligen Gesprächspartner*innen ganz individuell vereinbaren.

Hat man es doch endlich geschafft z.B. alle 10 Teilnehmenden für einen 3-stündigen Workshop zu verhaften, sind am Ende insgesamt 10 x 3h = 30h Stunden Arbeitszeit investiert. Ganz oft ist das ja auch eine lohnende Investition. Mit Interviews lässt sich das gleiche Ergebnis aber oftmals mit einer Stunde Aufwand pro Teilnehmenden realisieren. In dem genannten Beispiel würde das zu einer Arbeitszeitersparnis von 20 Stunden führen.

Was können Workshops, was Interviews nicht können?

Es gibt Situationen, da macht ein Workshop Sinn. Immer dann, wenn es z.B. darum geht, schnell eine kreative Lösung zu finden. Sie eignen sich also hervorragend für die Entwicklung von Produktideen, wo ein Teilnehmender eine Idee anbringt, ein weiterer diese Idee weiter spinnt, usw. Hier werden sich also in der Gruppe die Bälle hin und her gespielt. Die vorher angesprochene Gruppendynamik geht hier in eine positive, produktive Richtung und wird hier somit zum Vorteil genutzt.

Ein weiterer Aspekt von Workshops ist Teambildung. Dabei können die Inhalte zu einer Verbesserung des Klimas führen, wenn z.B. gemeinsame Vereinbarungen geschlossen oder Ziele gesetzt werden sollen. Oftmals ist aber auch das bloße „Zusammenkommen“ an sich bereits eine schöne Abwechslung vom operativen Tagesgeschäft, die zu mehr Nähe im Team führen kann.

Fazit: Interviews als Management- und Beratungs-Tool sind eine echte Alternative zu Workshops

In vielen Fällen heißt es ja schon „This meeting could have been an email“ und wir sagen „This workshop could have been Interviews“. Wichtig ist uns dabei, professionell zu beraten, an welcher Stelle Interviews Sinn machen. Denn nein, sie sind nicht der neuste geilste Scheiß für jeden Anlass. Aber bis dato eben ein viel zu wenig genutztes Tool.

Abschließend und zusammenfassend nochmal unsere 6 Gründe dafür, Business-Interviews von Profis führen zu lassen

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